Konsumkritik vs. Arbeitskampf

21stJan. × ’17

Plakatklein

Dass die globalisierte Produktion unserer Kleidung mit allerlei Schweinereien verbunden ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Zerstörung von Umwelt und Gesundheit, nicht zuletzt politische Repression gegen diejenigen, die sich gewerkschaftlich organisieren – alles ein alter Hut?

Mit einzelnen, besonders drastischen Unglücksfällen wie dem Einsturz des Rana Plaza-Fabrikgebäudes in Bangladesch 2013 werden die Verhältnisse zeitweise ins Bewusstsein gerufen, in denen unsere Kleidung hergestellt wird. Ein Unglücksfall? Wirklich? Geht es nicht vielmehr fahrlässig in Kauf genommene Risiken, um jenes System aufrecht zu erhalten, dass es uns ermöglicht, T-Shirts für vier Euro zu kaufen? Damit wir auch mit noch so geringen Einkommen im Glauben bleiben können, dass es uns doch gar nicht so schlecht gehe?

Angesichts der elenden Bedingungen entlang der Produktionskette bemühen sich immer mehr Initiativen um Fair Trade und fordern korrekten Konsum (nicht nur) von Textilien. Wer um die Schweinereien weiß und dieses Wissen nicht einfach verdrängen will, kann beim eigenen Einkaufsverhalten Konsequenzen im Alltag ziehen. Doch ist fairer Handel im Kapitalismus überhaupt möglich? Wer definiert denn fair, und fair für wen? Wer soll sich das dann bitte leisten? Von welchen  Machtstrukturen wird dadurch abgelenkt? Und wie verhält sich die Praxis des bewussten Konsums oder des Konsumverzichts zur alten Idee der internationalen Solidarität der Arbeiter*innen?

Gewerkschaftlicher Widerstand, Basisorganisierung und der Kampf für die Rechte der Arbeiter*innen werden mittlerweile nicht mehr nur im nationalen Rahmen geführt. Doch globalisiert sich dieser Kampf im gleichen Tempo wie der Fluss von Kapital und Dienstleistungen?

Wir wollen mit der Veranstaltung verschiedene Antworten auf Ausbeutung und Umweltzerstörung miteinander ins Gespräch bringen – Konsumverzicht, bewusster Konsum, fairer Handel, transnationale Gewerkschaftsarbeit. Die Marburger Initiativen Plunderwunder und Artgerechtes werden ihre Arbeit vorstellen und mit Ständen präsentieren. Rieke Jürgensen (Frankfurt) wird das ExChains-Projekt der Organisation transnationals information exchange vorstellen, in dem Basisgewerkschafter*innen aus Deutschland mit widerständigen Näher*innen nicht nur in Bangladesch zusammenarbeiten. Eingeleitet wird der Abend mit einem Film über die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Er schließt mit einem Barabend und musikalischer Rahmung durch DJane Palme.

 

Zeitlicher Ablauf:

  • 18 Uhr: Film über die Produktionsbedingungen in der Textilindustrie und ihre ökologischen Folgen; im Anschluss Vorstellung von Plunderwunder und Artgerechtes
  • 20.30 Uhr: Rieke Jürgensen (tie, Frankfurt): Was ist und wie arbeitet das ExChains-Projekt?
  • 22.00 Uhr: Barabend mit Musik
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